Bali, Reiseplanung
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Fernweh in der Elternzeit – Warum wir uns für Bali entschieden haben und wieder entscheiden würden

Ach, was haben wir uns die Entscheidung schwer gemacht vor unserer ersten Bali-Reise. Wird der Langstreckenflug klappen, wie wird es mit der Zeitumstellung? Dem Essen? Dem Klima? Haben wir die richtigen Unterkünfte? Haben wir zu viele oder zu wenige Stopps geplant? Was ist, wenn eines der Kinder krank wird? Was ist, wenn wir einfach nach Hause wollen? Und überhaupt, das ganze Geld für so eine lange weite Reise…Und nun? Zwei Jahre und eine weitere Bali-Reise später muss ich über unsere Bedenken fast schon schmunzeln und bin glaube ich bis in alle Ewigkeit viel entspannter, was Fernreisen mit den Kindern angeht.

Warum wir uns für Bali entschieden haben, was dafür, was dagegen sprach, erfahrt ihr hier und jetzt:

Warum Bali und nicht Buxtehude?

Vor den Kindern sind wir gerne gereist. Warum und wie wir gereist sind und vor allem warum ich das Reisen so liebe, dazu habe ich euch hier schon mal einen Artikel geschrieben. Bevor wir uns damals für Sulawesi entschieden haben, stand auch Bali in der engeren Auswahl. Scherzhaft haben wir aber damals gesagt „Ach was, Bali sparen wir uns auf, da kann man ja auch später noch mit Kindern hin“ – Man bedenke, dass wir damals nicht mal wussten, ob wir überhaupt Kinder haben werden….

Nun ja, 6 Jahre später, Kind zwei gerade auf der Welt, Haus gebaut, die ersten kleineren Urlaube zumindest mit Kind 1 schon mal gemacht und den ersten Teil der Papa-Elternzeit fast überwiegend mit Garten und Hausgedöhns beschäftigt, kam der Gedanke auf, wie schön es doch wäre, die Elternzeit wirklich als Elternzeit und nicht Haus-, Garten-, Reparatur-, Schriftkram erledigen oder sonst was Zeit zu nutzen. Ganz bewusst viel Zeit mit der Familie verbringen, das wäre toll. Schnell war uns aber auch klar, dass dafür zu Hause einfach immer zu viel ansteht, daher kam dann der Gedanke auf, weg zu fahren.

Da es Ende April losgehen musste und sehr warm sein sollte, fiel Europa größtenteils flach und so landeten wir schnell wieder bei unserer Ursprungsidee: „Nach Bali können wir immer noch reisen, wenn wir mal Kinder haben“.

Unsere Vorab-Recherche hat größtenteils ergeben, dass Bali eines der besten Fernreiseziele für Familien mit Kindern ist. Die medizinische Versorgung ist gut, die Strecken auf der Insel nicht allzu lang usw. Das war ja schonmal beruhigend. Damit wurde die Idee zum konkreten Plan, aber auch die Unsicherheit wuchs – schaut euch die Fragen in der Einleitung an. Es bestand unsererseits aber nicht nur Unsicherheit bezüglich der Risiken, sondern auch eine vage Angst, dass Bali uns enttäuscht. Wer hat noch nicht gehört, dass Bali als das Mallorca der Australier gilt? Wer hat noch nichts von Massentourismus, Müllproblemen und Abzocke gehört oder gelesen? 

Was sich letztlich davon bewahrheitet hat und wie meine Einschätzung zu Bali als Familienreiseziel lautet, lest ihr weiter unten.

Zurück zu den uns persönlich betreffenden Fragen bzw. Risiken vom Anfang des Posts: Wir haben unseren Plan erstmal mit unserem Umfeld besprochen. Die Reaktionen reichten von „Ach du liebe Zeit, so weit weg?“ bis hin zu „Machen, machen, machen!!!“. Auf jeden Fall galten wir in unserem Umfeld als ganz schön exotisch mit unseren Plänen. Recherchiert man im WWW ist man dahingegen ja fast schon langweilig, wenn man „nur“ nach Bali reist. Elternzeit auf Bali kann ja jeder.

Flüge nach Bali

So. Eine erste vorfühlende Meinungsbildung lief also, gleichzeitig guckte ich nach Flügen. Gar nicht so einfach, bei all den Kriterien, die wir an die Fluggesellschaft hatten:

Die Airline muss einen guten Ruf haben, man muss die Möglichkeit haben, ein Babybett zu bekommen.
Die Umsteigezeiten und die Flugzeiten im Allgemeinen müssen sehr gut sein.

Tja, damit sind dann gefühlte 90 Prozent der Fluggesellschaften schon mal weggefallen. Im Oktober 2016 kam dann ein gutes Angebot. Ich glaube, etwas über 1700 € für uns alle mit Singapore Airlines ab Düsseldorf über Singapore. Umstiegszeiten zwischen 2 und 2,5 Stunden. Für uns perfekt. Solche Angebote halten sich in der Regel nicht lange, direkt buchen konnten wir aber auch nicht. Schließlich hatten wir ja noch gar nicht mit einem Mediziner über unser Vorhaben gesprochen.

Also flugs eine befreundete Kinderärztin angerufen, die – nicht wortwörtlich -, aber schon so in die Richtung gehend sagte „Um Himmels willen, es geht ja schon los mit der Klimaanlage im Flugzeug. Und dann die ganzen ungewohnten Keime und Bakterien, gerade fürs Baby“. Hier also ein deutliches Abraten aus ärztlicher Sicht. Ich, den Tränen nahe, sah mich als Rabenmutter, die den Kindern eine solche Reise aufbürdet, um selber ihre Träume zu verwirklichen und weiß noch, wie ich zu Tobi sagte, „Lass es uns einfach vergessen. Ich bin so verunsichert, dass ich nicht guten Gewissens die Flüge buchen kann“.

Der Mann, pragmatisch wie immer, sagte „Locker bleiben, ich rufe mal den Kinderarzt an“. Wohlgemerkt um 18.45 Uhr. Ha Ha. Als ob der wegen einer reisemedizinischen Frage nach Feierabend Zeit für uns hätte. Aber unglaublicher Weise rief er um kurz vor 8 zurück (und bei so etwas werde ich dann ja echt schicksalsgläubig ;-)). Er nahm sich alle Zeit der Welt für unsere Fragen und schloss mit einem eindeutigen „Ja, machen Sie’s. Solange sie sich und die Kinder impftechnisch und reisemedizinisch vorbereiten und sich an ein paar Sicherheitsmaßnahmen halten, kann ich Ihnen nur eine wunderschöne Zeit wünschen!“ Danke, lieber Kinderarzt!!! Ich also wieder beruhigt und bereit.

Also haben wir die Flüge gebucht. 7 Monate vor geplantem Reiseantritt war das. 7 Monate Zeit zum Planen, Freuen, Aufgeregt sein und zum Vorbereiten.

Booking.com

Zur Planung und Vorbereitung werden ich in den nächsten Wochen weitere Artikel veröffentlichen: Einmal alles zur Vorbereitung rund um reisemedizinische Themen und gut zu wissende Formalitäten. Und einen weiteren Artikel zu den Fragen, was in den Koffer sollte und zum Budget. Allgemeine Tipps, die uns das Leben auf Bali erleichtert haben, findet ihr hier.

Haben wir die richtige Entscheidung getroffen?

Ja, ja und nochmals ja. Wir waren ja sogar zweimal dort. Unser Herz schlägt für Bali, aber so mancher Missstand ist nicht zu übersehen. Wie alles im Leben ist es letztlich eine nüchterne Kosten-Nutzen-Relation, ob man sich für Bali entscheidet oder eben nicht. Hier sind unsere Pros und Kontras:

Was für eine Reise mit Kindern nach Bali spricht

Einige Pros habe ich ja weiter oben schon genannt – nicht ohne Grund reisen mittlerweile so viele Familien mit kleinen Kindern nach Bali. Nochmal besonders erwähnenswert finde ich aber die Herzlichkeit der Balinesen. Insgesamt, aber ganz besonders Kindern gegenüber. Vor allem war ich beindruckt, wie schnell die Balinesen die volle Zuneigung eines Babys bekommen. Es liegt wahrscheinlich einfach an der ungalublich entspannten und liebevollen Art. Dazu ein kleines Beispiel: Der Kleine ist nie, wirklich niemals einfach so auf dem Arm eingeschlafen. Bei niemandem. In unsere Tauchunterkunft ist er öfter mal bei den Mädels aus der Küche geblieben, die auch regelmäßig auf die Kinder der Besitzer aufgepasst haben, und fast jedes Mal schlummerte er friedlich auf de Armen einer der Balinesinnen, wenn wir zuückkamen. Jede/r, die/der ein schlecht schlafendes Baby hat/te, wird wissen wie beeindruckend das ist.

Hier sind noch ein paar weitere Punkte, die Bali für mich zu einem tollen Familienreiseziel machen:

  • Man kann auf Bali sehr gut und günstig leben. Unterkünfte sind selbst im Vergleich zu Thailand beispielsweise noch günstiger. Außerdem ist es nicht schwer, familienfreundliche Unterkünfte mit einem Pool zu finden.
  • Es ist leicht, von A nach B zu kommen. Die Fahrer sind zuverlässig und die Autos machen meist einen sehr guten Eindruck.
  • Das Essen ist unglaublich lecker. Für Babys und Kinder kann man überall frische Frucht- und Gemüsesäfte bestellen.
  • Die Infrastruktur ist gut, die medizinische Versorgung für eine süd-ost-asiatische Region ebenfalls.
  • Bali gilt als malariafrei.
  • Für Kinder aller Altersklassen gibt es unheimlich viel zu erleben.
  • Es gibt viele unterschiedliche „save the nature“-Projekte auf Bali, die teils wirklich einen Vorzeigecharakter haben. So gibt es beispielsweise fast überall Wasserfüllstationen, um Plastikmüll zu vermeiden.

Aber das entscheidenste, dummerweise aber so schlecht in Worte zu fassende, ist das Gefühl – der Spirit mögen manche sagen – den man auf Bali erlebt. Diese Mischung aus Gerüchen, vor allem der Opfergaben, den Menschen, der Kleidung, der tollen Natur, dem Mekka der Digital Nomads und Co-Working-Spaces, das unglaublich leckere Essen – das macht Bali zu etwas besonderem.

Was gegen eine Reise mit Kindern nach Bali spricht

Nun ja, fangen wir mal mit dem letzten Punkt der positiv-Liste an:

Müll

Böse Zungen könnten meinen, wenn man auf Bali früher begonnen hätte, etwas gegen die Müllproblematik, Wasserverschmutzung o. ä. zu tun, wären solche Projekte nicht nötig. Teils, teils. Zum einen sind wir Touristen zu großen Teilen mit daran Schuld, zum anderen war es in den Köpfen der Bevölkerung lange kein Thema, da es einfach in keinster Weise so im Alltag oder medial präsent wie bei uns. Ist ja nun mal in viel zu vielen Teilen der Erde so, nur das die nicht ganz so im Fokus stehen wie Bali.

Ich habe im Übrigen nicht sooo viel Müll gesehen, was aber sicherlich auch daran lag, dass wir nicht zur Regenzeit dort waren.

Herrscht auf Bali Massentourismus?

Ich kann nur von Ubud sprechen. Dort ist es wirklich sehr sehr voll. Man merkt aber auch gleich, dass diejenigen, die neben den unzähligen Tagestouristen, die am Nachmittag wieder weg sind, länger dort bleiben, sehr entspannt sind. Wir haben einfach die Stoßzeiten bei den Touriattraktionen vermieden und uns dadurch nicht wie Massentouristen gefühlt.

Die „klassischen“ Tourihochburgen, wie Kuta, Seminyak usw. haben wir aus genau diesen Gründen bewusst gemieden. Genau wie Nusa Dua. Auch wenn die Strände und Hotels dort sehr schön sein sollen, wollten wir uns auf Bali nicht wie Pauschalurlauber fühlen. Versteht mich nicht falsch, ich habe da überhaupt nichts gegen, bin ja selber oft genug Pauschalurlauber, aber dort wollte ich dieses Gefühl einfach nicht.

Ich finde, Bali ist unglaublich vielfältig und das kann sich doch auch in der Art des Tourismus wiederspigeln, oder? So wie man in Tulamben fast nur Taucher findet, so sind es in Kuta vielleicht die Party-Gänger? Letzlich ist jeder seines eigenen Glückes Schmied. Es ist keine Kunst, vor seiner Reise in Erfahrung zu bringen, welche Region was bietet und was nicht und genau das mit seinen persönlichen Wünschen und Bedürfnissen abzugleichen.

Was spricht sonst noch gegen Familienurlaub auf Bali? Definitiv die lange Flugzeit. Selbst mit den entspanntesten Kindern und in der besten Fluggesellschaft ist das nicht angenehm. Die Zeitumstellung kann für Familien sehr anstrengend sein und ja, auch Schlepper können und potenzielle Abzocke kann nervig sein, habe ich persönlich woanders aber schlimmer erlebt.

Und ihr? Wart ihr schon mal auf Bali? Mit Kindern oder ohne? Hat es euch gefallen? Ich bin gespannt auf eure Antworten.

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